WiSe 23/24: MacBeth (William Shakespeare)
Verrat. Mord. Ein blutiges Gemetzel.
In dieser dystopischen Inszenierung wagen sich die Artbacken an einen Klassiker: Shakespeares „Macbeth“ erwacht in einer postapokalyptischen Welt zum Leben. Blutige Schreckensnachrichten jagen sich wie abgerissene Blätter im Sturm durch eine trostlose Landschaft. Inmitten von Drogenrausch und trockener Wüstenatmosphäre kämpft Macbeth nicht nur um die Krone, sondern auch um sein Überleben in dieser neuen Weltordnung. Die Natur selbst, bereits geschunden und vom Verfall gezeichnet, spielt gegen ihn.
SoSe 23: Romulus der Große (Friedrich Dürrenmatt)
476 n. Chr. die Germanen stehen vor den bröckelnden Säulen des einst glorreichen Imperiums. Nie hat Rom seinen Herrscher mehr gebraucht als jetzt.
Kaiser Romulus liebt Hühner. Was er nicht liebt, ist die Bürde des Regierens. Darüber empört gackert sein Hofstaat auf ihn ein, in dem Versuch das römische Reich zu retten. Romulus hingegen eiert um jede seiner politischen Pflichten herum.
Diese ungeschichtliche historische Untergangskomödie präsentiert den Verfall des römischen Reichs auf absurde Weise.
WiSe 23: Ich seh was (Benedict Friederich
„Unser Wasser ist schwarz, es ist schon seit Wochen schwarz, und niemand sieht es. Unsere Haut stinkt von dem Teer, unsere Mägen kleben und selbst die Herzen werden schwarz.“
So beschreibt Jannis auf seinen Flyern, was er seit Wochen sieht. Er möchte seine Dorfnachbar:innen warnen, ihnen die Augen öffnen – ernstnehmen tut dies jedoch kaum jemand. Seine Mitschüler:innen machen sich über ihn lustig, sein Vater möchte ihn am liebsten loswerden, andere haben einfach nur Mitleid mit ihm. Als sich jedoch eine Fremde in das Dorfleben einmischt, die Jannis glauben schenkt, bilden sich zwei Fronten – und das auch noch kurz vor dem langersehnten alljährlichem Dorffest…
Wie geht eine Gemeinschaft damit um, wenn sich die Realitäten der einzelnen Individuen nicht mehr decken? Was geschieht wenn Meinungen so stark auseinandergehen, dass sich die Fronten immer mehr verhärten?
SoSe 22: Die liebe Familie (Felicity Douglas)
In der Londoner Familie Hammond geht es ziemlich turbulent zu. Trotz des aufreibenden Zusammenlebens mit seinen ständigen häuslichen „Katastrophen“ hat Familienmittelpunkt Laura die Zeit gefunden, einen Roman zu schreiben – und das neben ihren vielfältigen Pflichten als Hausfrau, Mutter und Großmutter. Das Buch wird ein unerwarteter Erfolg und soll sogar verfilmt werden. Nur ihre Familie kann sich für Lauras neue Ambitionen nicht so recht begeistern. Während Laura nach Hollywood reist, um das Drehbuch zu schreiben, geht es im Hause Hammond allerdings noch chaotischer zu als sonst. Nachdem ihr Roman es als Theaterstück sogar an den New Yorker Broadway geschafft hat, kehrt Laura nach London zurück. Im trauten Heim ist jedoch nicht alles wie zuvor und auch Laura hält eine weitere Überraschung für ihre Familie bereit…
WiSe 21: EIn Lichter Raum namens Tag (Tony Kushner)
Berlin in den frühen 1930er Jahren: Die Weimarer Republik liegt in den letzten Zügen, die NSDAP um Adolf Hitler wird von Tag zu Tag einflussreicher und die politisch-gesellschaftliche Spaltung Deutschlands ist kaum noch zu überblicken. Doch inmitten dieser von Katastrophen geprägten Zeit befindet sich im Herzen der Stadt ein kommunistisches Refugium: Die Wohnung von Agnes Eggeling. „Ein lichter Raum namens Tag“ eröffnet einen Schauplatz politischer Extreme und die anschließende (Un)Möglichkeit, sich diesen zu entziehen. Angesichts der gewaltvollen Willkür ihrer Zeit bleibt für viele der Figuren kämpferischer Widerstand ein reines Idealbild – ohne jemals verwirklicht zu werden. Tony Kushners Theaterstück erzählt vom Geist der Revolution in Zeiten des Umbruchs, Unbeugsamkeit gegen den Faschismus und vom Licht der Kameradschaft. Aber auch wie all das angesichts der übermächtigen Realität ins Wanken gerät.
SoSe 21: Zwillingssterne (Florence Read)
Was haben eine Unterhaltung am Pissoir, ein erstes Date, eine Klavierstunde und ein Fußballstadion gemeinsam? Für die Figuren in Florence Reads Debütstück Zwillingssterne (Orig.: Twin Primes) sind diese Situationen Wendepunkte im Leben, Offenbarungen oder einfach eine weitere verspätete Zugfahrt zur Arbeit. Reuelos und scheinbar unschuldig durchleben sie Extremsituationen und Alltagswahnsinn, um sich schließlich doch bloßgestellt, bankrott oder als Täter*innen wiederzufinden.
WS 19/20: Das große Massakerspiel
„Im vollendetsten Moment ihrer Geschichte“ wird eine ansonsten völlig uncharakteristische Stadt von einer tödlichen Krankheit heimgesucht. Scheinbar wahllos werden die Bewohner einer nach dem anderen infiziert und nach nur sehr kurzem Krankheitsverlauf dahingerafft, obwohl sie Momente zuvor noch bei bester Gesundheit waren. Chaos bricht aus. Mit allen medizinischen, politischen und gesellschaftlichen Mitteln versucht man, die Krankheit einzudämmen. Doch scheinbar ohne Erfolg: Alt und jung, arm und reich, alle erreicht früher oder später dasselbe Ende.
Indem er den Tod als „Bedrohung par excellence“ in den Mittelpunkt stellt, treibt Ionesco seine Stadtbewohner zu extremen Maßnahmen, zwingt sie aber auch, ihre Perspektiven und Prioritäten zu hinterfragen. Denn vor dem Tod sind alle gleich und die Mühlen des Todes mahlen im Rhythmus des großen Massakerspiels: gnadenlos, unerbittlich und unterschiedslos.
Wir werden sehen, wer dem Tod ein Lachen entgegensetzt. Denn wie der Autor selbst sagt: „Manche Buddhisten lachen, wenn sie eine Leiche sehen. Der Tod kann komisch sein. Dies Stück ist also auch und vor allem geschrieben, um zu zeigen, dass unsere Daseinsbedingungen ein Hohn sind. Der Humor verhilft zur Abgeklärtheit, er kann uns von der Todesangst heilen.“
Bilder: © Nina Artemiev
SoSe 19: Eine Familie (August: Osage County)
Als der 69-jährige Beverly Weston, früherer Dichter und Hochschullehrer, seine krebskranke Frau ohne Ankündigung allein zuhause zurücklässt, versammeln sich dessen Töchter samt Partnern und Kindern im Haus ihrer Mutter, um der Sache auf den Grund zu gehen. Doch nicht nur die Wahrheit hinter dem plötzlichen Verschwinden ihres Vaters lässt das Familientreffen rasch eine eskalative Wendung nehmen: Alte und neue Konflikte zwischen den Verwandten kommen auf den Tisch, Geheimnisse treten zu Tage und verborgene Intrigen werden schlagartig aufgedeckt. Inmitten der Familienschlammschlacht inszeniert sich die alte, tablettenabhängige Mutter mit finsterem Humor gegen ihre Nachkommen, nicht ohne den Finger in die verschiedenen Wunden innerhalb der Familie zu legen.
Mit Tracy Letts‘ Eine Familie (August: Osage County) präsentieren wir eine tragikomische Geschichte über den Zusammenbruch familiärer Beziehungen, die tief in die psychischen Abgründe der einzelnen Familienmitglieder vordringt.
WS 18/19: Gäste
Alt-Kreumel, ein Dorf in der Provinz, durch Rezession verödet, selbst für den heimischen Öko-Apfel findet sich kein Abnehmer. Den einzigen Ausweg aus dem anhaltenden Niedergang scheint das neu eröffnete Hotel zu bieten. Doch als endlich der erste Gast auftaucht, bleibt dieser von der allgemeinen moralischen Degeneration nicht unberührt. Tiefsitzende Wunden reißen auf und es offenbart sich, wie weit manche im Dorf zu gehen bereit sind.
Mit Oliver Bukowskis Gäste zeigen wir eine schonungslose Skizze menschlicher Verrohung, die keine Grenzen scheut. Charaktere, die so überzeichnet sind, dass sie real sein könnten, kollidieren ungebremst in Szenen, die so komisch sind, dass einem das Lachen im Hals stecken bleibt. Hier wird nichts ausgespart und alles gezeigt, nur keine Perspektive.
Bilder: © Nina Artemiev
SoSe 18: Das Paradies der Ungeliebten
Ein Land, nennen wir es einmal „Dänemark“: Während die ermüdete Regierung von Rechtspopulisten abgelöst zu werden droht, steht das Wasser der Politzeitschrift „Agora“ bereits bis zum Hals.
Ein Redakteur sieht die ganze Welt staatspolitischen Schiffbruch erleiden und schmiedet Pläne, die ihn zuletzt selbst zu tiefen moralischen Abgründen führen. Er stellt sich die Frage: Wenn die Politik selbst zur Farce geraten ist, wie wäre dann ein politischer Mord einzuordnen? Wäre dieser zum Wohle der Allgemeinheit gerechtfertigt?
Mit Robert Menasses „Paradies der Ungeliebten“ machen wir das Kulturfenster zur politischen Bühne, auf der sich komische und todernste Szenen abwechseln – eine außergewöhnliche Gemengelage, die zum Nachdenken über den Wahnsinn unserer Zeit auffordert.
Bilder: © Nina Artemiev
WS 17/18: Drei Mal Leben
Yasmina Rezas „Drei Mal Leben“ — das ist drei Mal die gleiche Situation mit drei Mal den gleichen Figuren, doch mit drei grundverschiedenen Ausgängen. Zwei Ehepaare treffen sich zu einem dienstlichen Abendessen, allerdings stehen die Gäste einen Abend zu früh auf der Matte. Ein leerer Kühlschrank, ein quengeliges Kind, vier entnervte Erwachsene und ein volles Weinregal — mit diesen Voraussetzungen entwickelt Reza eine alltägliche Katastrophe in drei ganz unterschiedlichen Verläufen.
Wer erfahren will, welche Auswirkungen ein Oreo nach dem Zähneputzen auf die Abflachung der Spiralgalaxien haben kann, ist im Kulturfenster gut aufgehoben.
SoSe 17: Die Welt, in der man sich langweilt
Im Schloss zu Saint-Germain versammelt die Gräfin von Céran eine kultivierte Runde aus aufgeblasenen Damen und Herren, um den Poeten und Philosophen baldiger Blüte zu lauschen. Aber in dieser Welt des gekünstelten Feinsinns denkt insgeheim doch jeder nur an seine verbotene Leidenschaft. Als plötzlich ein Brief ohne Absender auftaucht, setzt sich im Hintergrund der noblen Gesellschaft ein Katz- und Mausspiel in Gang, das nahezu alle Anwesenden betrifft und dessen Spur unweigerlich ins Gewächshaus führt…
Édouard Paillerons Komödie aus dem Jahre 1881 hat nichts von ihrer ursprünglichen Aktualität verloren. Während das Stück zu den meistgespielten Komödien in Frankreich gehört, ist es in Deutschland allerdings recht unbekannt — doch selbst die Notwendigkeit der Transkription der Frakturschrift hat die ARTbacken nicht davon abgehalten, Paillerons Meisterstück auf die Bühne des Kulturfensters zu bringen!
WS 16/17: Die Nashörner
Als in einer kleinen Provinzstadt plötzlich ein Nashorn auftaucht, sind die Bewohner des beschaulichen Örtchens schlagartig wie aus dem Häuschen. Prompt entschließen sich immer mehr Menschen dazu, Nashorn zu werden. Es scheint, als wolle nur der Protagonist Behringer am Menschsein festhalten…
Eugène Ionescos Musterstück des Absurden Theaters zeichnet eine rasante Parabel auf das Spiel um Konformismus und Individualität, in der die Grenzen des Normalen neu verhandelt werden und in der auch der scheinbare Held nicht aus dem Schatten seiner widersinnigen Umwelt hervortritt.
SoSe 16: Sechs Personen suchen einen Autor
„Sechs Personen suchen einen Autor“ (ital. Sei personaggi in cerca d’autore) entfachte bei seiner Uraufführung 1921 in Rom einen handfesten Theaterskandal, der dazu führte, dass der Autor den Saal fluchtartig verlassen musste, um den „Irrenhaus!“-Rufen des aufgebrachten Publikums zu entgehen. Der Dramatiker Luigi Pirandello, Literaturnobelpreisträger von 1934, ist bis heute aufgrund seiner Mitwirkung an der italienischen Faschismusbewegung unter Mussolini höchst umstritten. Gleichzeitig liebt sein dramatisches Werk die freien Formen in einer Art und Weise, die mit zahlreichen Normen bricht und ein bis dahin nie dagewesenes Konzept des Theaters vorschlägt. Pirandello setzt sich in seinen Bühnenstücken mit seiner Tätigkeit als Künstler und der Kunst selbst auseinander, weshalb seine Arbeit mitunter als Inbegriff des modernen Theaters gehandelt wird.
WS 15/16: Bunbury – oder: Ernst sein ist wichtig
Ernst muss man sein! Oder es zumindest vorgeben. Letzteres kann jedoch bisweilen in ernsthafte Verstrickungen führen, aus denen nur mit einem ausgeprägten Sinn für Schwindel und Taschenspielerei zu entkommen ist.
Oscar Wildes unvergleichliches Gespür für das oberflächliche Gehabe der viktorianischen Nobilität zeigt sich nicht nur im Verhalten der Charaktere, sondern auch in seiner eigens für dieses Stück kreierten Genrebezeichnung. Die „triviale Komödie für ernsthafte Leute“ präsentierte den vornehmen Damen und Herren im Publikum ein wohl temperiertes Abbild ihrer eigenen Alltagspossen, indem sie diese mit seichten Späßen in edler Verpackung parodierte, ohne jedoch die bestehende soziale Ordnung grundlegend in Frage zu stellen. Denn: „In existenziellen Fragen ist Eleganz, nicht Ehrlichkeit das Entscheidende.“
Wilde selbst betrachtete Bunbury als seine beste Komödie.
SoSe 15: Biedermann und die Brandstifter
Der wohlhabende Haarwasserproduzent Gottlieb Biedermann führt ein spießbürgerliches Leben, als plötzlich ein Unbekannter vor seiner Tür steht und um Obdach bittet. Obwohl alles darauf hindeutet, dass es sich bei dem Fremden um einen stadtbekannten Brandstifter handelt, nimmt Biedermann ihn bei sich auf…